Einleitung zum Atlas
Im «Hydrologischen Atlas der Schweiz» soll das Fachwissen, welches in den vergangenen Jahren und Jahrzehnten durch Beobachtung, Analyse und Forschung in der Schweiz erarbeitet worden ist, einem breiteren Publikum in Form von Karten zugänglich gemacht werden. Angesprochen sind Hydrologinnen und Hydrologen in Forschung und Praxis, Fachleute des Wasserbaus und der Wasserwirtschaft, Politikerinnen und Politiker, Behörden aller Stufen, Lehrkräfte und Lernende – alle, welche am Wasser interessiert sind, denen das Wasser ein Anliegen ist [1].
Beim «Hydrologischen Atlas der Schweiz» steht die Schweiz als Ganzes und nicht das einzelne Einzugsgebiet als klassisches Betätigungsfeld der Hydrologie im Mittelpunkt. Hier liegt die eigentliche Herausforderung des Atlasses, wurden doch bisher Betrachtungs- und Arbeitsweisen vernachlässigt, die es erlauben, punktuell oder auf lokaler und regionaler Ebene gewonnene hydrologische Erkenntnisse zu praxisgerechten und lehrreichen gesamtschweizerischen Übersichten zu erweitern. Dies ist in einem alpinen Land mit komplexer Topographie kein leichtes Unterfangen, zumal der gewählte Hauptmassstab von 1:500000 räumlich detaillierte Aussagen erfordert. Es ist jedoch nicht immer möglich oder sinnvoll, Karten im Hauptmassstab zu redigieren; manchmal müssen kleinere Kartenmassstäbe vorgezogen werden. In einigen Fällen wird die Darstellung charakteristischer oder typischer hydrologischer Merkmale mittels Profilen bevorzugt.
Der «Hydrologische Atlas der Schweiz» bildet eine systematisch abgestimmte, in acht Kapitel unterteilte Folge von Tafeln (Kartenblättern). Die Systematik folgt einer Gliederung der Hydrologie nach den Systemelementen: Niederschlag, Schnee und Gletscher, Verdunstung, Fliessgewässer und Seen, Boden- und Grundwasser sowie Wasserhaushalt. Im Teil «Stoffhaushalt» werden die physikalischen und chemischen Aspekte der Systemelemente betrachtet. Die Tafeln im Kapitel «Grundlagen» haben einleitenden Charakter oder sind für mehrere Systemelemente von Bedeutung.
Die thematische Gliederung des Atlasses in die acht Kapitel wird durch die farbliche Gestaltung der Atlas-Tafeln und deren dezimale Numerierung unterstützt. Jedem Kapitel ist eine Farbe und eine Nummer zugeordnet.
Eine Tafel umfasst mehrere Elemente. Im Mittelpunkt steht immer die Karte. Erläuterungen zum Inhalt, zur Bedeutung und Anwendung der dargestellten Thematik sind auf der Textseite zu finden. Die Autorinnen und Autoren mussten sich bei der Ausarbeitung der Texte infolge des knappen Platzangebotes auf das Wesentliche beschränken. Durch Diagramme und Tabellen, die auf der Rückseite des Kartenblattes angeordnet sind, lässt sich der thematische Inhalt einer Tafel vertiefen. In Einzelfällen, insbesondere bei Tafeln, in denen hydrologische Messnetze zur Darstellung gelangen, wird eine zusätzliche Tabellenseite benötigt. Aus gestalterischen Überlegungen sind die Karten, Graphiken und Tabellen zweisprachig ausgearbeitet. Hingegen konnten die Erläuterungstexte viersprachig verfasst werden. Insgesamt präsentiert sich eine Tafel sehr vielfältig. Ziel ist eine hohe Anwenderfreundlichkeit: alle wesentlichen Unterlagen zur wissenschaftlichen und praktischen Anwendung des Karteninhalts sind auf einer Tafel vereint. So ist es bei einzelnen Tafeln möglich, mit Hilfe der Graphiken, Tabellen und Formeln eigene Berechnungen durchzuführen.
Die Kartenentwürfe und Erläuterungstexte wurden von den Autorinnen und Autoren in Absprache mit der Projektleitung und dem wissenschaftlichen Ausschuss ausgearbeitet. Die Gestaltung der Tafeln, die wissenschaftliche und kartographische Gesamtbearbeitung sowie die Redaktion erfolgten am Geographischen Institut der Universität Bern.
Der «Hydrologische Atlas der Schweiz» ist ein Gemeinschaftswerk der Schweizer Hydrologen. Zu seiner Realisierung haben viele beigetragen: Graphiker, Übersetzerinnen und Übersetzer, Drucker, Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Projektleitung und verschiedener Bundesstellen und viele andere mehr. Ein spezieller Dank geht an die Kartographen unter der Leitung von Andreas Brodbeck, die den «Hydrologischen Atlas» entscheidend mitgeprägt haben.
Aus Gründen der Aktualität wird der «Hydrologische Atlas» in mehreren Phasen realisiert. 1992 erschien die erste Lieferung mit 17 Tafeln, die auf grosses Interesse der Wissenschaft, der Praxis und einem ansehnlichen Kreis weiterer Benutzerinnen und Benutzer stiess. Es folgten weitere Lieferungen, so 1995 (6 Tafeln und 2 Auflegefolien), 1997 (6 Tafeln), 1999 (7 Tafeln), 2001 (3 Tafeln, Ordner 2), 2002 (5 Tafeln), 2004 (6 Tafeln), 2007 (7 Tafeln) und 2010 (6 Tafeln).
Seit 2018 werden neue und aktualisierte Inhalte ausschliesslich auf der Daten- und Analyseplattform publiziert.
Literatur
[1] Weingartner, R. (1986): Konzept eines «Hydrologischen Atlas der Schweiz». Publikation Gewässerkunde, Nr. 67, Bern.